"A Tribute To Nat King Cole im Theaterhaus"
Pop? Jazz? Musik!

A tribute to Nat King Cole? Ja, an welchen denn? Für die einen lebt das Andenken des Mannes in seinem prägnanten Pianostil und Titeln wie "Route 66" oder "Paper Moon" fort.
Aus einer Zeit in den 1940er Jahren also, als Cole im Jazz zu Hause war und noch nicht der große Sänger und Crossover-Crooner, der als einer der ersten Farbigen seine eigene US-Fernsehshow hatte. Für andere indes - darunter auch die BigBand der KlassikPhilharmonie Hamburg (Leitung: Robert Stehli) mit dem Sänger Melvin Edmondson - ist Nat King Cole vor allem der "Mann mit der samtenen Stimme", der Balladensänger, der mit Titeln wie "Mona Lisa" oder "Rambling Rose" die Radioprogramme der 1950er Jahre dominierte.

Edmondson verrät dem Publikum im ausverkauften Saal des Theaterhauses, dass er Cole in den 1960er Jahren im Fernsehen erlebte und seither verehrt - wobei ihm zugute kommt, dass sein Timbre ähnlich, freilich etwas tiefer klingt als das des Vorbilds, dass er sein Vibrato indes ebenso gern über Balladen schüttet, zu denen beseelte Streicher viel besser passen als eine reduzierte Jazzrhthmik. Und eben diesen weiß die KlassikPhilharmonie Streicherschmelz neben butterweich geblasenen Posaunen und sanft gestopften Trompeten geradezu optimal auszuspielen: ein Orchester, bei dem

die Geigerinnen mit den Füßen mitwippen, wenn Edmondsons "Papa Loves Mambo" mit jenem dezenten Calypso-Groove intoniert, den er auch schon als Backgroundsänger von Harry Belafonte draufhaben mußte. Mit dem Unterschied, dass ihm hier noch mehr Hall, noch mehr Tremolo zur Verfügung steht.

Und so bleibt bei diesem Tribut, an dem auch die Gastsängerin Dolores Rebels teilnimmt, der Verehrte tatsächlich "Unforgettable" (Song- und Programmtitel) - freilich als Popgenie, weniger als Jazzer. Was sich nur ganz kurzfristig ändert, als sich Edmondson zu Beginn des zweiten Teils für drei Titel nur von einem Quartett begleiten läßt und doch noch die "Route 66" befährt. Worauf ein Zuhörer fast dankbar sagt: "Jetzt wird´s jazzig, endlich!" Um am Ende vermutlich bestätigen zu müssen, dass Nat King Cole auch als Popstilist so schlecht wahrhaftig nicht war.

Stuttgarter Nachrichten
12.04.2005




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